Gemeinderatssitzung vom 19.09. – Beschluss zum Rathausumbau: Das Wandgemälde von Fritz Köhler wird durch eine Fensterfront ersetzt.
Uneinigkeit herrscht derzeit über den Um- und Ausbau des Rathauses in Nußdorf. Grund: Das Wandbild des Künstlers Fritz Köhler. Dieses müsste weichen, wenn die aktuellen Pläne umgesetzt werden. Darüber sprach die OVB-Heimatzeitung mit Michaela Firmkäs, Ortsheimatpflegerin und Gemeinderatsmitglied in Nußdorf. Sie setzt sich stark für den Erhalt des Wandbildes von Fritz Köhler im Rathaus ein. In der Sitzung vom 19.09.2017 sprachen sich acht von 14 Gemeinderäten gegen den Erhalt des Wandbildes aus.
Hat Sie das Abstimmungsergebnis im Gemeinderat enttäuscht?
Es hat mich regelrecht schockiert! Vor zwei Jahren hatte die Gemeinde den Künstler und Gebrauchsgrafiker Fritz Köhler, der letztes Jahr gestorben ist, noch mit einer Ausstellung seiner Werke gewürdigt und hoch gelobt. Nun würde man sein Werk aus dem Gemeindeamt verbannen ohne wirklich erkennbare Not! Man möchte das Rathaus modernisieren und in diesem Zuge das Treppenhaus erhellen, in dem sich das Wandgemälde befindet. Statt Entfernen der Wand und Einsetzen einer Fensterfront – übrigens nach Norden und ohne besonders attraktivem Ausblick – könnte man leicht mit einer modernen Lichtinstallation arbeiten, die das Kunstwerk hervorhebt und zugleich den Raum erhellt. Unsere Vorgänger im Gemeinderat hatten vor fünfzig Jahren dieses Werk in Auftrag und uns die Möglichkeit gegeben, dieses Kulturgut für Nußdorf zu erhalten. Wäre es in privater Hand, hätten wir keine Chance. Die Gemeinde hat eine Vorbildfunktion!
Lässt sich über Kunst streiten?
Kunst braucht Zeit. Zeit zum Entstehen und Zeit zum Verstehen. Und so verschieden die einzelnen Betrachter sind, so verschieden sind auch ihre Meinungen dazu. Denn jeder bringt seine eigenen Erfahrungen mit. Streit ist hier nicht angebracht. Nicht jedem Menschen gefällt ein Werk von Picasso und trotzdem hat er in der Kunstwelt einen hohen Stellenwert und wird hochpreisig gehandelt. In der abstrakten Kunst findet der Künstler einen Weg, seine Intention auszudrücken und es liegt am Betrachter diese zu interpretieren. Köhlers Werk ist ein Kind der 1960er Jahre und hat an Aussagekraft und Strahlkraft nichts verloren, wenn der Betrachter sich darauf einlässt.
Gibt es noch eine Chance das Wandbild zu retten?
Das Gemälde einfach zu zerschlagen ist völlig verantwortungslos! Es ist fest mit der Wand verbunden. Man könnte die Wand als Ganzes herausschneiden und an einem anderen Ort wieder aufstellen oder einlagern. Die Freilichtmuseen haben darin viel Erfahrung. Für den Erhalt des Kunstwerks wäre der Verbleib am Originalstandort natürlich das Allerbeste. Die bestimmende Farbe des Gemäldes ist Grün. Grün bedeutet Hoffnung. Und so hoffe ich, dass sich viele Menschen für den Erhalt aussprechen, damit der Gemeinderat noch einmal darüber befindet. Meine Empfehlung: Gehen Sie hin, lassen Sie es auf sich wirken! Es ist genau für diesen Ort konzipiert und es könnte bald nicht mehr da sein.
Das Interview führte Volkhard Steffenhagen.
Das Wandgemälde des Nußdorfer Künstlers Fritz Köhler (1928 – 2016) entstand im Jahr 1966. Der Heimatvertriebene aus Komotau hatte in Nußdorf seine neue Heimat gefunden und sich intensiv damit auseinandergesetzt. In abstrakter Malweise legt er seine Sicht hier offen: Am unteren Rand fließt der grüne Inn, golden darauf die Innschifffahrt: das Fundament, auf das die Nußdorfer bauen konnten. Ein Bogen spannt sich zum Inn. Es ist die Lebensader, der Triebwerkskanal Mühlbach, an dem entlang sich das Dorf zunächst entwickelte. Die Bebauung ist golden dargestellt. Ein Strahl durchkreuzt das Bild von links oben nach rechts unten. Es erinnert an die himmlische Hilfe auf den Votivbildern in Kirchwald. Dominiert wird das Bild vom Grün der ertragreichen und dadurch lebenswichtigen Felder und Wälder. Die Farbe Grün steht für das Leben und die Hoffnung.